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Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs

 
 

PRESSEMITTEILUNG

 

Experten fordern Diskussion über züchterische Zukunft Europas 

Gemeinsame Veranstaltung von Saatgut Austria, BOKU, LK Österreich, Gregor-Mendel-Gesellschaft und US-Botschaft – EuGH-Entscheid als verpasste Chance, von neue Züchtungsmethoden zu profitieren

Die Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU), Saatgut Austria, das Foreign Agricultural Service der US-amerikanischen Botschaft, die Gregor-Mendel-Gesellschaft und die Landwirtschaftskammer Österreich haben gemeinsam die International Conference on New Breeding Technologies veranstaltet. Am 6. September 2018 stand dabei der Wissenstransfer zwischen Forschern, Züchtern, diversen Organisationen und Politikern im Vordergrund. Als Sprecher im Festsaal der BOKU waren heimische und US-amerikanische Experten geladen. Neben den Vorteilen der neuen Züchtungsmethoden standen auch die Folgen des Urteils des Europäischen Gerichtshofs im Vordergrund. Er hat im Juli 2018 entschieden, dass durch neue Methoden der Mutagenese gewonnene Organismen grundsätzlich den in der GVO-Richtlinie vorgesehenen Verpflichtungen unterliegen müssen.

Europa braucht dringend Diskussion über züchterische Zukunft
Dipl.-Ing.agr. Garlich von Essen, MA, European Seed Association

Europa braucht dringend und rasch eine politische Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft generell sowie die ihr vor- und nachgelagerten Sektoren allen voran die Pflanzenzüchtung. Die diesjährigen Dürrephasen in zahlreichen Regionen Europas sind ein Weckruf, der die Bedeutung und Dringlichkeit hervorstreicht, die Züchtung von innovationshemmenden und -bremsenden Regulierungen zu befreien. Nur so können aktuelle Herausforderungen wie der Klimawandel, Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit bewältigt werden. 150 Jahre nach den Entdeckungen von Gregor Mendel – die die Basis für die Bekämpfung von Hunger, Unterernährung und Armut waren – muss Europa zeigen, dass es nicht nur für eine erfolgreiche züchterische Vergangenheit sondern auch Zukunft steht.

Aktuelle Regulierung bremst Züchtung
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Hermann Bürstmayr, BOKU

Mit der zunehmenden Zahl an vollständig sequenzierten Kulturpflanzen wird das funktionale Testen von nahezu jedem Ziel-Gen auch in großen und komplexen Genomen möglich. Genome Editing-Methoden wie die zielgerichtete Mutagenese sind daher vor allem für die funktionale Genomik überaus wichtige Techniken – hier insbesondere in der reversen Genetik (vom Gen zur Funktion bzw. dem Potential einer Pflanze). Die neuen Züchtungsmethoden hätten also grundsätzlich das Potential, verbesserte Allele für die angewandte Weiterentwicklung von Kulturarten zu schaffen. Die aktuelle Regulierung bremst jedoch die Züchtungsforschung in der Europäischen Union.

Bedeutende Weiterentwicklung wird behindert
Univ.-Prof. Mag. Dr.rer.nat. Eva Stöger, BOKU

Genome Editing ist eine effiziente und offen zugängliche Methode, die weltweit angewandt wird, um Kulturarten und deren Merkmale zu verbessern und Mutationen zu generieren, die für die Forschung aber auch die kommerzielle Nutzung wichtig sind. Die Entscheidung des EuGH unterwirft die neuen Methoden jedoch der Regulierung für GVO, verhindert damit wirtschaftlich bedeutende Weiterentwicklungen und bremst die regionale Forschung und Züchtung, die sich künftig wohl auf grundlegende wissenschaftliche Fragen konzentrieren werden.

Gesündere Lebensmittel durch Genome Editing 
Dr. Shaun Curtin, Plant Transformation Platform Manager at Calyxt, Inc.

Sojaöl wurde früher teilweise gehärtet, um seine oxidative Festigkeit und damit Haltbarkeit und Verarbeitbarkeit zu verbessern. Dieser Prozess hat zur Bildung von Transfettsäuren und Transfetten geführt, die zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. Sojaöl, das für einen hohen Anteil an Transfetten in Lebensmitteln sorgt, hat daher gegenüber anderen pflanzlichen Ölen zunehmend an Bedeutung verloren. Mit den neuen Züchtungsmethoden haben wir ein Merkmal erzeugt, das ca. 80 Prozent Oleinsäure, 20 Prozent weniger gesättigte Fettsäuren im Vergleich zu herkömmlichen Sojaöl und keine Transfette enthält.

Regulierung mit Weitblick für hohen Innovationsgrad 
Margaret Rosso Grossman, Ph.D., J.D., University of Illinois

Die neuen Züchtungsmethoden mit dem Genome Editing bieten innovative und effiziente Möglichkeiten zur Entwicklung eines größeren Pools an Sorten und damit einer größeren pflanzlichen Vielfalt. Dabei können auch weitgehende Resistenzen gegen Schädlinge und andere Schadfaktoren gezüchtet werden. Das U.S. Department of Agriculture sieht keine Veranlassung, die meisten der neuen Züchtungsmethoden als GVO einzustufen. Dadurch können Innovationen im Bereich der Pflanzenzüchtung gefördert werden.

Gruppenbild (v.l.n.r.): Hermann Bürstmayr (BOKU), Eva Stöger (BOKU), Shaun Curtin (Calyxt), Garlich von Essen (ESA) und Margaret Rosso Grossman (University of Illinois).

Credits: Mike Oberbichler/Saatgut Austria

Bilder:

Hermann Buerstmayr

Eva Stoeger

Gruppenbild

Garlich von Essen

Shaun Curtin

Margaret R. Grossman

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Über Saatgut Austria

Saatgut Austria ist die Vereinigung der Pflanzenzüchter, Saatgutproduzenten und Saatgutkaufleute Österreichs und übernimmt die Vertretung der gemeinsamen Interessen der Saatgutwirtschaft. Zu den Mitgliedern zählen 25 Firmen, drei Institutionen und zehn Einzelpersonen. Der Obmann der Vereinigung ist Michael Gohn (Probstdorfer Saatzucht), seine Stellvertreter sind Johann Blaimauer (RWA), Johann Birschitzky (Saatzucht Donau) und Erich Schwarzenberger (Samen Schwarzenberger).

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