Die Pflanzenzüchtertagung ist ein alljährlicher Fixpunkt für zahlreiche renommierte Experten und praktische Züchter, die die Veranstaltung für den gemeinsamen Dialog nutzen. Dieses Jahr stand auch der züchterische und wissenschaftliche Nachwuchs im Fokus. Sieben der insgesamt 23 Vorträge waren von Studenten. Die beiden besten Präsentationen der Studenten wurden heuer erstmals prämiert: Einen Geldpreis gesponsert von Pioneer Österreich bzw. Corteva erhielt Melanie Stadlmeier (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft) für ihre Arbeit zur Analyse von Resistenzgenen gegen verschiedene Pilzkrankheiten in Weizen. Den von Syngenta Österreich zur Verfügung gestellten Preis erhielt Paul Gruner (Universität Hohenheim) für seinen Vortrag über den Einsatz von molekularbiologischen Markern zur Züchtung von Rost-resistenten Winterroggensorten.
Im Rahmen der Pflanzenzüchtertagung stellten Heinrich Grausgruber und Johann Vollmann von der Universität für Bodenkultur Wien auch das Projekt ECOBREED vor, im Zuge dessen auch Grundlagen für eine effizientere Züchtung von Biosojasorten entwickelt werden sollen. Dazu vergleichen die Projektpartner in gemeinsamen Feldversuchen an verschiedenen Standorten genetische Ressourcen der Sojabohne mit modernen Sorten und Zuchtstämmen. Angesichts der hohen Ausfälle bei der Kartoffel in Teilen Niederösterreichs in diesem Jahr folgten die zahlreichen Experten und Züchter auch mit Interesse den Ausführungen von Günter Brader vom Austrian Institute of Technology. Er stellte ein Projekt zur Erforschung der Stolbur-Krankheit vor, die von Zikaden übertragen wird und in den nächsten Jahren in Kartoffelkulturen zu weiteren Ernteausfällen führen könnte.Dr. Mag. Günter Brader, Senior Scientist, Austrian Institute Of Technology, Center for Health & Bioresources
Stolbur ist eine bakterielle Krankheit bei Kartoffeln, aber auch bei Gemüsesorten wie Chinakohl, Karotten und Zeller, die in den letzten Jahren verstärkt im östlichen Österreich aufgetreten ist. Interessanterweise löst derselbe Krankheitserreger im Wein die Schwarzholzkrankheit „Bois Noir“ aus. Stolbur wird von der Winden-Glasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus) von Wildpflanzen – vorwiegend von Ackerwinden – auf die Nutzpflanzen übertragen. Die HBLA Klosterneuburg (Dr. Monika Riedle-Bauer) und das AIT (Dr. Günter Brader) arbeiten zur Zeit an der Erforschung der Epidemiologie und an Bekämpfungs- und Kulturmaßnahmen zur möglichen Eindämmung der Krankheit.
Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Johann Vollmann, Universität für Bodenkultur Wien, Abteilung Pflanzenzüchtung
Der Anbau von heimischen Bio-Sojabohnen boomt und ist ein besonders nachhaltiger und umweltfreundlicher Beitrag für Österreichs Versorgung mit eiweißreichen Lebens- und Futtermitteln. Nicht alle Sojasorten sind jedoch gleich gut für den Anbau unter Biolandbau-Bedingungen geeignet. Im Rahmen des EU-Projektes ECOBREED wird mit Partnern aus Serbien, Rumänien, Griechenland und Österreich versucht, Grundlagen für eine effizientere Züchtung von Bio-Sojasorten zu entwickeln. Wichtige Sortenmerkmale für den Bioanbau sind Unkrautunterdrückung, eine effiziente Symbiose mit Rhizobienbakterien zur Fixierung von Luftstickstoff, Kühle- und Trockenheitstoleranz sowie Resistenzen gegen Krankheiten. In gemeinsamen Feldversuchen an verschiedenen Standorten werden dazu genetische Ressourcen der Sojabohne mit modernen Sorten und Zuchtstämmen verglichen, Kreuzungsprogramme initiiert und genetische Marker für die Selektion auf Bioanbau-spezifische Merkmale eingesetzt.
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