Pflanzenzüchtung verliert herausragende Persönlichkeit und Mittler zwischen Wissenschaft und Praxis
Saatgut Austria trauert um Em.O.Univ.Prof. DI Dr.nat.techn. Peter Ruckenbauer, der zwischen 1995 und 1999 Obmann-Stellvertreter sowie anschließend der Obmann der Vereinigung der Pflanzenzüchter in Österreich war. Unter seiner Obmannschaft erfolgte 2000 die Zusammenführung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs, deren Obmann er bis 2003 blieb. Von 2001 bis 2004 war er zudem Präsident der Europäischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtungs-Forschung (EUCARPIA). „Wir sind tief betroffen und bestürzt über das Ableben unseres ehemaligen Obmanns, Kollegen und Freundes. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten in diesen schweren Stunden seiner Familie und seinen Freunden“, so Michael Gohn, Obmann von Saatgut Austria.
Erfolg durch Verbindung von Wissenschaft und Praxis
Peter Ruckenbauer war Zeit seines Lebens ein Kämpfer für eine innovative Pflanzenzüchtung und starke Saatgutwirtschaft in Österreich. Besonders der intensive Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis war ihm stets ein Anliegen und Basis seiner zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsprojekte in Österreich wie international. Auch der Kontakt nach Osteuropa wurde von Peter Ruckenbauer forciert und intensiviert. So war er Mitbegründer der „Pannonian Plant Breeding Association“, die das Ziel verfolgt, die Stärken der unterschiedlichen Züchtungsstandorte nachhaltig für die EU-Länder zu vereinen und nutzbar zu machen. Durch seine intensiven internationalen Kontakte konnte er mit Züchtern und Wissenschaftern in Syrien und Marokko unter anderem Trockenresistenzen von Kichererbsen und Getreide überprüfen. Ergebnis seiner Arbeit war auch die Züchtung der eigenen Hartweizen-Sorte Unidur.
Seinen Forschungen und Recherchen als Obmann des Museumsvereins des Landesmuseums Stainz war es zu verdanken, dass die Käferbohne die ggA-Zertifizierung in der EU bekommen hat, indem er den wissenschaftlichen Nachweis erbrachte, dass Erzherzog Johann diese von England in der Steiermark eingeführt hatte. Durch seine vielzähligen internationalen Kontakte hatte er auch jahrelang die wissenschaftliche Leitung und fachliche Gestaltung der Pflanzenzüchtertagung in Raumberg-Gumpenstein inne und nahm bis 2014 jährlich daran teil. Der Dialog und der Wissenstransfer waren für Peter Ruckenbauer die Voraussetzung dafür, eine leistungsfähige Züchtung und mit ihr eine effiziente und wettbewerbsfähige österreichische Landwirtschaft sicherzustellen. Er schaffte es dabei wie kaum ein Anderer, die komplexen Sachverhalte der modernen Züchtung in eine verständliche Sprache zu übersetzen und Menschen so für die Pflanzenzüchtung zu begeistern.
Peter Ruckenbauer: Ein Leben im Zeichen der Pflanzenzüchtung
Nach dem Abschluss der Bundesrealschule Wiener Neustadt und seiner Ausbildung als Landwirtschaftslehrling absolvierte Peter Ruckenbauer die HLBLA Francisco Josephinum in Wieselburg mit Auszeichnung. Nach seinem erfolgreichen Studium der Landwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien arbeitete er als wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung und promovierte 1967 mit Auszeichnung. Dem folgten Forschungsaufenthalte in Cambridge, in den USA, Guatemala und Argentinien. Nach seiner Rückkehr nach Wien habilitierte Peter Ruckenbauer im Fach Pflanzenzüchtung. 1983 erfolgte die Berufung zum Ordinarius auf den Lehrstuhl für Angewandte Genetik und Pflanzenzüchtung an die Universität Hohenheim in Deutschland. Dort leistete er umfangreiche Aufbauarbeiten zur Neugestaltung des Institutes sowie von Forschung und Lehre und war von 1987 bis 1989 auch Dekan der Agrarwissenschaftlichen Fakultät.
Nach der Berufung an die Wiener Universität für Bodenkultur auf das Ordinariat für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung war Ruckenbauer der erste Leiter des von ihm initiierten und aufgebauten Interuniversitären Forschungsinstitutes für Agrarbiotechnologie (IFA) in Tulln. Dort gelang unter anderem beim Steirischen Ölkürbis die Erforschung und Züchtung von Resistenzen gegen den Mosaikvirus, was das nachhaltige Denken Peter Ruckenbauers unterstreicht – sei es für die Wissenschaft, die Züchtung oder die Landwirtschaft. Seit 2005 ist Peter Ruckenbauer emeritiert.
Peter Ruckenbauer war ab 1995 zudem Chefredakteur der Fachzeitschrift „Die Bodenkultur“. Er wurde vielfach für sein Schaffen und seine Leistungen für die heimische Pflanzenzüchtung und Landwirtschaft ausgezeichnet, etwa der Gregor-Mendel-Medaille der Universität Brünn 2001, die ihm als erstem Österreicher überhaupt verliehen wurde. Zuletzt erhielt er 2005 den Hans-Kudlich-Preis für Verdienste um die Landwirtschaft Österreichs und das Silberne Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich.
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