Der Anbau von Nutzpflanzen hatte seit jeher einen enormen Einfluss auf die Gesellschaft, was vielen Menschen jedoch nicht bewusst ist. Mit der Weiterentwicklung der Landwirtschaft und neuer Kulturpflanzen hat der Mensch versucht, den Anforderungen wachsender Populationszahlen gerecht zu werden und eine sichere, verlässliche und nachhaltige Nahrungsmittelversorgung zu gewährleisten. Wie werden wir diese Herausforderungen in Zukunft bewältigen, angesichts veränderter Klimabedingungen, der Bedrohung durch neue Krankheiten und Schädlinge und einer sich ständig ändernden Nachfrage?
Landwirte brauchen Zugang zu allen verfügbaren Mitteln, wollen sie diese Anforderungen in einer sicheren, leistbaren und verantwortungsvollen Weise erfüllen. Saatgutindustrie und Landwirtschaft sind global – deshalb kann eine inkonsequente Politik den Handel mit Agrarprodukten negativ beeinflussen. Forschungszusammenarbeit überschreitet Ländergrenzen – doch inkonsistente und übermäßig komplizierte Politik hat eine abschreckende Wirkung auf derartige Kooperationen (öffentlich/öffentlich und öffentlich/privat) und negative Auswirkungen auf Kulturpflanzen für kleinere Märkte oder Nischenmärkte. Man benötigt daher eine konsequente und angemessene Politik für globale landwirtschaftliche Innovation und Weiterentwicklung im Agrarbereich.
In jedem Bereich, auch in der Landwirtschaft, kann Innovation ein leistungsstarker Motor wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderung sein. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde landwirtschaftliche Innovation international in unterschiedlichem Ausmaß angenommen, was tiefgreifende Auswirkungen auf das Agrarwachstum und die Wettbewerbsfähigkeit hatte. Regierungen, Privatwirtschaft und öffentliche Hand können alle ihren Beitrag zur Schaffung eines effektiven Umfelds für landwirtschaftliche Innovation leisten. Dies würde Forschung und Entwicklung, Unternehmertum sowie die Entwicklung neuer Produkte und neuer Märkte fördern.
Nie zuvor wollten Konsumenten mehr über ihre Lebensmittel wissen und haben gleichzeitig so wenig über das System verstanden, das diese produziert. Das zu ändern, ist sowohl eine Herausforderung als auch eine einzigartige Gelegenheit – besonders mit Blick auf neue Technologien im Bereich von Züchtung und anderen innovativen Entwicklungen in der Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie. Unsere Forschung hat ergeben, dass Vertrauen (ein gemeinsames Wertefundament) drei- bis fünfmal wichtiger ist als harte Fakten. Anders ausgedrückt sind Fakten/Wissenschaft drei- bis fünfmal weniger wichtig als Werte, wenn es um Vertrauensbildung geht. Das heißt aber nicht, dass Fakten nicht auch zählen. Fakten sind unerlässlich, aber die Konsumenten haben ein äußert ausgeprägtes Sensorium für unseren Umgang mit diesen Fakten.
Um diesem Bedürfnis der Konsumenten nachzukommen, müssen wir alle Geschäftsentscheidungen und unseren Diskurs zunächst auf einer festen ethischen Basis verankern. Das bedeutet kein Abwenden von Wissenschaft und wirtschaftlichem Denken, die ganz wesentlich für den Nachweis der Richtigkeit unserer Handlungen sind. Vielmehr machen wir sie uns zunutze, um unsere auf Werten basierende Grundlage für eine Aussage zu untermauern, die mit ihnen im Einklang ist. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass Fakten (wissenschaftliche und Wirtschaftsdaten) nur den Wissensstand und das Verständnis unserer Konsumenten erhöhen. Aber es kommt immer auf die Verhältnismäßigkeit an: Fakten schaffen nicht zwangsläufig mehr Vertrauen, Emotionen und Überzeugungen hingegen schon. Deshalb ist es wichtig, immer zuerst die Werte im Auge zu haben.
Bild 1: Dieses Jahr konnten auch US-amerikanische Experten als Gastredner für die Züchtertagung gewonnen werden (v.l.n.r. Organisator Heinrich Grausgruber (Universität für Bodenkultur), Emily Scott, Beck Roxy, Fan-Li Chou, Jane Demarchi und Saatgut Austria-Obmann Michael Gohn).
Bild 2 (v.l.n.r.): Saatgut Austria-Geschäftsführer Anton Brandstetter, die US-Expertinnen Emily Scott, Beck Roxy, Fan-Li Chou und Jane Demarchi sowie Saatgut Austria-Obmann Michael Gohn.
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