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Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs

 
 

PRESSEMITTEILUNG

 

Züchtung resistenter Sorten gewinnt weiter an Bedeutung

Pflanzenzüchtertagung in Raumberg-Gumpenstein: Biosojasorten-Züchtung und sich ausbreitende Stolbur-Krankheit im Fokus – Projekt Klimafit ist wichtiger Beitrag zur Züchtung von hitzetoleranten Sorten

Zwischen 19. und 21. November fand in der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein die 69. Pflanzenzüchtertagung von Saatgut Austria statt. Die diesjährige Veranstaltung stand ganz im Zeichen der Züchtung von resistenten Pflanzen gegenüber Schädlingen und Krankheiten sowie Toleranzen gegen Wettereinflüsse wie anhaltenden Starkregen oder die durch den Klimawandel bedingte steigende Zahl an Hitzetagen. Die Bedeutung und der zunehmende Nutzen der Züchtung von toleranten Pflanzen zeigt sich dabei vor allem in den letzten Jahren mit Spätfrost im Frühjahr und der hohen Zahl an Hitzetagen.

Die Pflanzenzüchtertagung ist ein alljährlicher Fixpunkt für zahlreiche renommierte Experten und praktische Züchter, die die Veranstaltung für den gemeinsamen Dialog nutzen. Dieses Jahr stand auch der züchterische und wissenschaftliche Nachwuchs im Fokus. Sieben der insgesamt 23 Vorträge waren von Studenten. Die beiden besten Präsentationen der Studenten wurden heuer erstmals prämiert: Einen Geldpreis gesponsert von Pioneer Österreich bzw. Corteva erhielt Melanie Stadlmeier (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft) für ihre Arbeit zur Analyse von Resistenzgenen gegen verschiedene Pilzkrankheiten in Weizen. Den von Syngenta Österreich zur Verfügung gestellten Preis erhielt Paul Gruner (Universität Hohenheim) für seinen Vortrag über den Einsatz von molekularbiologischen Markern zur Züchtung von Rost-resistenten Winterroggensorten.

Im Rahmen der Pflanzenzüchtertagung stellten Heinrich Grausgruber und Johann Vollmann von der Universität für Bodenkultur Wien auch das Projekt ECOBREED vor, im Zuge dessen auch Grundlagen für eine effizientere Züchtung von Biosojasorten entwickelt werden sollen. Dazu vergleichen die Projektpartner in gemeinsamen Feldversuchen an verschiedenen Standorten genetische Ressourcen der Sojabohne mit modernen Sorten und Zuchtstämmen. Angesichts der hohen Ausfälle bei der Kartoffel in Teilen Niederösterreichs in diesem Jahr folgten die zahlreichen Experten und Züchter auch mit Interesse den Ausführungen von Günter Brader vom Austrian Institute of Technology. Er stellte ein Projekt zur Erforschung der Stolbur-Krankheit vor, die von Zikaden übertragen wird und in den nächsten Jahren in Kartoffelkulturen zu weiteren Ernteausfällen führen könnte. 

Gohn: Verlust von Betriebsmitteln verlangt züchterischen Fortschritt 

„Die letzten Jahren haben in der österreichischen Landwirtschaft und vor dem Hintergrund wegfallender Betriebsmittel klar gezeigt, dass es im Bereich der Resistenzen und Toleranzen gegenüber unterschiedlichen Schadfaktoren zahlreiche Herausforderungen für die heimischen Züchter gibt. Daher haben wir die diesjährige Pflanzenzüchtertagung bewusst den Resistenzen und Toleranzen in der Züchtung gewidmet. Wir wollten einerseits den Status quo abbilden und andererseits Möglichkeiten und Chancen der Züchtung aufzeigen. Die hochkarätigen Gäste und die Ergebnisse der Präsentationen belegen dabei klar den Nutzen der Pflanzenzüchtung zur Sicherstellung von hohem Ertrag und bester Qualität in der Landwirtschaft und damit zur Selbstversorgung in Österreich“, betont Michael Gohn, Obmann von Saatgut Austria.

„Die heimischen Züchter haben bereits seit langem einen Schwerpunkt auf die Züchtung von Sorten gelegt, die gegenüber Extremwetterereignissen tolerant sind. Dazu wurde heuer auch das Projekt Klimafit gemeinsam mit Bundesministerin Elisabeth Köstinger vorgestellt, mit dem ein entsprechender Genpool an resistenten Sorten geschaffen werden soll. Damit soll es gelingen, künftig eine hohe Vielfalt an Sorten zu schaffen, die den physiologischen Herausforderungen durch den Klimawandel gewachsen sind. Gleichzeitig sollen Resistenzen gegenüber Schädlingen und Krankheiten dazu beitragen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weiter reduzieren zu können“, so Gohn.    

Ausbreitung von Stolbur: Erforschung der Epidemiologie für künftige Eindämmung

Dr. Mag. Günter Brader, Senior Scientist, Austrian Institute Of Technology, Center for Health & Bioresources

Stolbur ist eine bakterielle Krankheit bei Kartoffeln, aber auch bei Gemüsesorten wie Chinakohl, Karotten und Zeller, die in den letzten Jahren verstärkt im östlichen Österreich aufgetreten ist. Interessanterweise löst derselbe Krankheitserreger im Wein die Schwarzholzkrankheit „Bois Noir“ aus. Stolbur wird von der Winden-Glasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus) von Wildpflanzen – vorwiegend von Ackerwinden – auf die Nutzpflanzen übertragen. Die HBLA Klosterneuburg (Dr. Monika Riedle-Bauer) und das AIT (Dr. Günter Brader) arbeiten zur Zeit an der Erforschung der Epidemiologie und an Bekämpfungs- und Kulturmaßnahmen zur möglichen Eindämmung der Krankheit.

Sojazüchtung für den Biolandbau: Zuchtziele und Möglichkeiten

Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Johann Vollmann, Universität für Bodenkultur Wien, Abteilung Pflanzenzüchtung

Der Anbau von heimischen Bio-Sojabohnen boomt und ist ein besonders nachhaltiger und umweltfreundlicher Beitrag für Österreichs Versorgung mit eiweißreichen Lebens- und Futtermitteln. Nicht alle Sojasorten sind jedoch gleich gut für den Anbau unter Biolandbau-Bedingungen geeignet. Im Rahmen des EU-Projektes ECOBREED wird mit Partnern aus Serbien, Rumänien, Griechenland und Österreich versucht, Grundlagen für eine effizientere Züchtung von Bio-Sojasorten zu entwickeln. Wichtige Sortenmerkmale für den Bioanbau sind Unkrautunterdrückung, eine effiziente Symbiose mit Rhizobienbakterien zur Fixierung von Luftstickstoff, Kühle- und Trockenheitstoleranz sowie Resistenzen gegen Krankheiten. In gemeinsamen Feldversuchen an verschiedenen Standorten werden dazu genetische Ressourcen der Sojabohne mit modernen Sorten und Zuchtstämmen verglichen, Kreuzungsprogramme initiiert und genetische Marker für die Selektion auf Bioanbau-spezifische Merkmale eingesetzt.

 Über Saatgut Austria

Saatgut Austria ist die Vereinigung der Pflanzenzüchter, Saatgutproduzenten und Saatgutkaufleute Österreichs und übernimmt die Vertretung der gemeinsamen Interessen der Saatgutwirtschaft. Zu den Mitgliedern zählen 25 Firmen, drei Institutionen und zehn Einzelpersonen. Der Obmann der Vereinigung ist Michael Gohn (Probstdorfer Saatzucht), seine Stellvertreter sind Johann Blaimauer (RWA), Johann Birschitzky (Saatzucht Donau) und Erich Schwarzenberger (Samen Schwarzenberger).

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