Internationale Saatgutwirtschaft traf sich in Wien
Über 900 Vertreter bei Kongress in Wien – Präsentierte Studie zeigt sozioökonomischen Nutzen der Pflanzenzüchtung
Wien, 15. Oktober 2015 ... Die Europäische Saatgut Organisation (ESA) hat ihr Annual Meeting 2015 von 10. bis 13. Oktober in Wien abgehalten und erneut über 900 Vertreter der Saatgut-Branche aus aller Welt versammelt. Vor allem die Zahl von Vertretern außerhalb Europas steigt jährlich an. „Das zeigt den Stellenwert des Kongresses und ist ein klares Zeichen, dass das Annual Meeting mittlerweile ein Pflichttermin auf der jährlichen Agenda der Saatgut-Händler und -Kaufleute, sowie der Pflanzenzüchter ist“, so Garlich v. Essen, Generalsekretär der ESA, in seinem Jahresbericht. Michael Gohn, Obmann von Saatgut Austria: „Es war eine Ehre, Gastgeberland für das ESA Annual Meeting zu sein. Es ist uns gelungen, unser Land und die Arbeit der österreichischen Pflanzenzüchter im europäischen Kontext gut zu präsentieren.“
Während des Kongresses hat die ESA vor allem das Ergebnis ihres internen Berichts zu strategischen Maßnahmen diskutiert: die Bewerbung der Forschungszusammenarbeit, das Verteidigen von Regelungen zur Förderung von Fortschritt und Innovationen in der Pflanzenzüchtung, der erleichterte internationale Handel von Saatgut sowie der Fokus auf die Zusammenarbeit innerhalb des Sektors. Besonderes Augenmerk lag auf den künftigen Maßnahmen, um die beeindruckenden positiven sozioökonomischen Auswirkungen öffentlich darzustellen. „Wir hatten die Möglichkeit, einen ersten Einblick in die Ergebnisse einer von der ‚Europäischen Technologieplattform – Pflanzen für die Zukunft’ in Auftrag gegeben Studie zum sozioökonomischen Nutzen von Pflanzenzüchtung zu erhalten, und ich muss sagen, dass sogar wir von den umfangreichen Erkenntnissen und den Ergebnissen überrascht waren“, unterstreicht von Essen.
Gohn: Brauchen bessere Rahmenbedingungen für Export
Michael Gohn betont zur Studie den Nutzen der österreichischen Pflanzenzüchter für Österreich sowie die Länder Osteuropas: „Die heimischen Pflanzenzüchter und österreichisches Saatgut sind in den osteuropäischen Ländern mit zahlreichen Sorten vertreten. Deshalb ist im Bereich Saatgut die Handelsbilanz mit 14.400 Tonnen im Plus – Tendenz steigend. Es muss aber klar sein, dass wir für den Export auch die passenden gesetzlichen Rahmenbedingungen brauchen, um für Zielländer produzieren zu können. Dadurch, dass wir das in Österreich etwa bei der Beizung nicht können, entsteht ein schmerzhafter Wettbewerbsnachteil.“ In der österreichischen Pflanzenzucht fließen aktuell ca. 14 Prozent des Umsatzes in die Züchtung. Um den Züchtungsfortschritt auch künftig auf hohem Niveau halten zu können, „muss auch etwas zurückkommen“, so Gohn. „Und das ist nur dadurch gewährleistet, dass die österreichischen Landwirte Original-Saatgut kaufen.“
von Essen: Freiwillige Spende an FAO
In der abschließenden Generalversammlung hat die ESA eine freiwillige Spende von 300.000 Euro an die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisationen der Vereinten Nationen (FAO) für das Internationale Übereinkommen für pflanzengenetische Ressourcen für Nahrungsmittel und Landwirtschaft überreicht. Damit wird klar zum Ausdruck gebracht, dass der Saatgutsektor dieses System, das den Zugang zu genetischen Ressourcen und den Vorteilsausgleichs regelt, unterstützt. Denn es hat klare Vorteile gegenüber der Biodiversitätskonvention (CBD) und dem Nagoya-Protokoll, die in europäisches Recht umgewandelt wurden. „Nagoya funktioniert für Pflanzenzüchter nicht“, stellt von Essen klar. „Es erreicht genau das Gegenteil von dem, was es eigentlich bezwecken sollte. Das führt zu weniger Züchtungsarbeit und damit auch zu geringeren Vorteilsausgleichen für die Anbieter genetischer Ressourcen. Es ist schlichtweg zu kompliziert und kostenintensiv für kleine und mittlere Unternehmen. Wir geben deshalb dem ausgereifteren System der FAO den Vorzug.“
Saatgut Austria ist die Vereinigung der Pflanzenzüchter, Saatgutproduzenten und Saatgutkaufleute Österreichs und übernimmt die Vertretung der gemeinsamen Interessen der Saatgutwirtschaft. Zu den Mitgliedern zählen 25 Firmen, drei Institutionen und zehn Einzelpersonen. Der Obmann der Vereinigung ist Michael Gohn (Probstdorfer Saatzucht), seine Stellvertreter sind Johann Blaimauer (RWA), Johann Birschitzky (Saatzucht Donau) und Erich Schwarzenberger (Samen Schwarzenberger).